Alex Flemming - Ping-Pong WM London 2014

Zurück zu den Wurzeln - Das Abenteuer Ping-Pong Weltmeisterschaft

Als ich im Januar des vergangenen Jahres erfuhr, dass es eine Ping-Pong-Weltmeisterschaft gibt, die direkt nach der Darts-WM im berühmten Londoner Alexandra Palace ausgerichtet wird, wurde mir recht schnell klar, dass ich ein Teil dieses Spektakels werden wollte.
Gesagt, getan. Letztes Jahr konnte man sich für dieses Großereignis, das von den Fernsehsendern Fox Sports und Sky Sports UK übertragen wird, noch einfach bewerben. Aufgrund des großen Andrangs wurde für diese WM ein nationales Qualifikationsturnier, der Deutsche Clickball-Cup, eingeführt, in dem drei Plätze für die WM vergeben wurden. Deshalb hieß es bereits im Oktober die ersten Vorbereitungen zu treffen: Schläger organisieren, trainieren und sich mit den Regeln vertraut machen.

Die Regeln unterscheiden sich nämlich etwas zum normalen Tischtennis. Das System ist einfach: Back to the roots - zurück zu den Wurzeln. Jeder Spieler erhält für das Spiel den gleichen Schläger. Die Schläger bestehen nur aus einfachem Holz und sind mit einer dünnen Sandpapierschicht beklebt. Der Balltreffpunkt erzeugt ein wunderbares Geräusch, weshalb in Deutschland der Sport als Clickball bezeichnet wird.
Der harte Kontakt des Balls mit dem Schläger und die raue, aber nicht griffige Oberfläche verändern das Spiel extrem. Spin spielt nahezu keine Rolle mehr, so dass die Ballwechsel deutlich länger dauern und das Spiel nicht mehr vom Auf- und Rückschlag geprägt ist. Druck lässt sich aufgrund der geraden Flugbahn des Balles nur aufbauen, wenn der Ball am höchsten Punkt getroffen wird. Somit stehen beim Clickball Timing, Schnelligkeit und Platzierung im Vordergrund.

Um das Spiel durchweg fair zu halten und zu vermeiden, dass ein Spieler einen Vorteil hat, darf man keine eigenen Schläger benutzen und tauscht nach jedem Satz mit seinem Gegner das Spielgerät. Außerdem werden die Sätze (zwei Gewinnsätze), in denen es keine Verlängerung gibt, bis 15 gespielt. Einmal pro Match darf jeder Spieler, wenn er Aufschlag und maximal 12 Punkte hat, seinen „Double Point“ ankündigen, der ihm beim Punktgewinn zwei Punkte bringt.

Als Sieger des Deutschen Clickball-Cups, löste ich gemeinsam mit den Zweit- und Drittplatzierten, Bernd Ahrens und Robert Ross, mein Ticket zur Weltmeisterschaft. Als ich meine Reise zwei Tage vor Turnierbeginn antrat, war das Ziel ganz klar: Bei der ersten Teilnahme wollte ich mich möglichst gut verkaufen und "reinschnuppern", wie mein Niveau im Vergleich zur Weltspitze ist, die neben zahlreichen aktiven und ehemaligen Tischtennisprofis auch aus reinen Ping Pong Profis besteht.

Angekommen im Ally Pally fand sich ein TV Court, dessen Aufmachung jedes andere Tischtennis-Event in den Schatten stellte. Eine Box, an der direkt die Zuschauer sitzen, eine perfekte Beleuchtungsanlage für Lichtshows, dutzende Kameras und eine Kommentatorenkabine, die unter anderem der englische Abwehrspezialist Matthew Syed seinen Arbeitsplatz nennen durfte.
Es dauerte nicht mehr lang, bis die Nachricht, dass ich meine Gruppenmatches auf diesem Center Court vor einem Riesenpublikum spielen würde, mich erreichte. Mein erstes Spiel bestritt ich gegen den in Tischtennis- und in Ping Pong-Kreisen unbekannten Belgier Vincent Lotte. Diesen konnte ich mit 2:0 souverän bezwingen und stand danach Sky Sport zu einem ausführlichen Live-Interview bereit.

Durch einen weiteren 2:0-Erfolg über den Ungarn Kristof "The Mad Professor" Zakar konnte ich durch das Doppel-K.O.-System in die Runde der letzten 32 Spieler einziehen. Mein Spitzname Alex "The Flash" Flemming und das dazugehörige, kreativ gestaltete Trikot wurden von den Engländern jubelnd angenommen.
Der erstligaerfahrene Ire Colum Slevin stand mir in der nächsten Runde gegenüber. In einem umkämpften Match konnte ich den Routinier mit 15:11 im Entscheidungssatz niederringen.
Am Sonntag sollte der Philippine Richard Gonzales mein Achtelfinalgegner werden. Als klarer Außenseiter spielte ich am fast schon zu meinem Wohnzimmer gewordenen Center Court überraschend stark auf und konnte mir den ersten Satz 15:14 stehlen. Nachdem der zweite deutlich zugunsten des Ping Pong Profis ging, konnte ich aber im dritten Satz einen 3:10-Rückstand unter dem Jubel und Sprechchören meiner deutsch-irischen Fankurve zu einem 14:14 wettmachen. Im alles entscheidenden letzten Punkt siegte aber die Routine des bereits 42 Jahre alten Abwehrspielers und das Turnier endete für mich denkbar knapp.

Den Weltmeistertitel sicherte sich wieder einmal der mehrfache Russische Meister Maxim Shmyrev, der damit sein Triple komplettierte. Im Finale besiegte er Ilija Lupulesku, der in vergangenen Tagen Medaillen bei Weltmeisterschaften und bei den Olympischen Spielen erspielen konnte, mit 3:0. Die beiden dritten Plätze gingen an Lokalmatador Andrew Rushton und meinen Bezwinger Richard Gonzales.

Trotz meines unglücklichen Ausscheidens, bin ich mit meiner Leistung zufrieden. Es hat riesen Spaß in dieser atemberaubenden Kulisse gemacht und eins ist klar: Ich werde nächstes Jahr in den Ally Pally zurückkehren und will dann mehr als nur reinschnuppern.

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